Von „Bohei“ bis „zocken“

Postkarten- und Plakatserien – Jiddische Wörter in unserem Alltag

Viele Wörter, die wir selbstverständlich benutzen stammen aus dem hebräischen bzw. jiddischen. Drei schöne Begriffe, die aus dem jiddischen stammen hat Cindy Schmid (swinxgrafix) zum Auftakt des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ wunderbar illustriert.

Das erste Wort ist Schlamassel vom jiddischen Schlimasel – als Gegenstück zu Glück (jiddisch Massel). Schlamassel bedeutet als sich in einer unglücklichen Situation befinden. Das zweite ist meschugge. Das gleichlautende jiddische Wort bedeutet so viel wie verrückt sein. Der dritte Begriff ist für alle Eltern halbwüchsiger Kinder hochaktuell, beschreibt er doch eine jugendliche Lieblingsbeschäftigung, die die Eltern täglich einzudämmen versuchen – es ist zocken – vom jiddischen zchocken für spielen/ Glückspiele machen.

Die Illustrationen befanden sich auf einer Plakatserie an Greifswalds Litfaßsäulen zum Jahreswechsel 2020/21. Die Postkarten finden Sie im St.Spiritus in der Auslage vor dem Weltladen. Ein zweite Plakatserie geht zum Jahreswechel 2021722 an die Litfaßsäulen:

Die neuen Begriffe: passend zum Fest ist die Mischpoke (jiddisch: Mischpoche) illustriert, was so viel bedeutet wie Familie. Der zweite Ausdruck ist Stuss (jiddisch: Schtuss) und bedeutet Unsinn, Quatsch – und begegnet uns ja auch oft genug im Alltag. Bei der unsinnig, schönen Illustration kann man sich aber gar nicht ärgern, sondern einfach nur freuen. Der dritte Begriff kommt direkt aus der Bibel: Tohuwabohu und bedeutet so viel wie wüst und wirr.

Die Liste der jiddischen Wörter in unserer Sprache ist lang: So kommt der schöne Ausdruck Bohei für Getöse, Aufregung vom jiddischen pahei. Auch das Berliner dufte für gut stammt vom jiddischen tov.

Das in unseren Breiten sehr geläufige Wort Kaff kommt von jiddischen Kafer für Dorf. Andere Beispiele sind kess, mauscheln nach dem jiddischen moischele für intrigieren, Maloche für Schwerstarbeit, mies, Mischpoke nach dem jiddischen Mischpoche als Ausdruck für die Familie, Ramsch für wertloses Zeug, schmusen, Schmonzette für ein rührseliges Stück, Stuss, Tacheles reden – für Klartext reden geht auf das jiddische Tachles – Zweck, zweckmäßiges Handeln zurück oder Tinnef für wertloses Zeug.

Es zeigt einmal mehr, wie stark Menschen und Kulturen verwoben sind.

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